Stina Mentzing im Gespräch mit Ulrike Knobloch, Professorin für Ökonomie und Gender (W1) im Fach Wirtschaft und Ethik an der Universität Vechta
SM: Können Sie Ihre aktuelle wissenschaftliche Tätigkeit in zwei bis drei Sätzen skizzieren?
UK: Ich bin seit gut einem Jahr an der Universität Vechta als Professorin für Ökonomie und Gender (W1) im Fach Wirtschaft und Ethik tätig. In dieser Zeit konnte ich in Lehre, (Geschlecher-)Forschung und Nachwuchsförderung vieles mitgestalten und neu aufbauen. Dabei hat mich das Netzwerk Gender Studies sehr unterstützt - ein herzlicher Dank auch an dieser Stelle an alle Beteiligten.
SM: Welche Relevanz hat Gender in Ihrem Fachbereich?
UK: In den Wirtschaftswissenschaften im Allgemeinen und in der Wirtschaftsethik im Besonderen ist die Geschlechterforschung noch wenig verbreitet, obwohl es durchaus einige Netzwerke und eine Reihe von Forschenden gibt, die sich mit Feministischer Ökonomie auseinandersetzen.
SM: Welche Tätigkeiten beinhaltet Ihre Mitarbeit an der LAGEN?
UK: Ich war in verschiedenen Funktionen an den Tagungen beteiligt, war und bin an mehreren Veranstaltungen bei Tour de LAGEN aktiv und engagiere mich in mehreren Forschungsgruppen.
SM: Ihre letzte Publikation in einem Satz?
UK: Die letzte Publikation ist ja immer die aktuelle, an der man gerade sitzt, und das ist der Beitrag "Feminist Economics and Ethics" für das Oxford Handbook on Ethics and Economics.
SM: Welchen Bezug hat Ihre Publikation/Buch zur aktuellen feministischen Forschung bzw. zur Geschlechterforschung/Gender Studies?
UK: In diesem Beitrag beziehe ich mich auf die aktuelle Geschlechterforschung in ihrer ganzen Breite, soweit sie für die Integration von Ökonomie und Ethik relevant ist.
SM: Wem würden Sie Ihr/e Publikation/Buch empfehlen?
UK: Meinen Studierenden und allen (übrigen) Interessierten.
SM: Ihr Projekt in einem Satz?
UK: Anfang Oktober 2017 haben wir an der Universität Vechta ein Forschungsgespräch zur Ökonomie des Versorgens organisiert und die dort diskutierten Ansätze feministisch-kritischer Wirtschaftstheorie im deutschsprachigen Raum werden im Herbst 2018 als Sammelband erscheinen.
SM: Welchen Bezug hat Ihr Forschungsprojekt zur aktuellen feministischen Forschung bzw. zur Geschlechterforschung/Gender Studies?
UK: In diesem Forschungsprojekt kommen Wissenschaftler*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Wort und legen ihren je spezifischen wirtschaftstheoretischen Zugang dar, wobei in vielfältiger Weise auf die aktuelle Geschlechterforschung zurückgegriffen wird.
SM: Mit wem würden Sie gern Ihr aktuelles Forschungsprojekt diskutieren? Und warum?
UK: Ich diskutiere darüber mit den Autor*innen und möchte zudem die Ergebnisse Ende Juni 2018 an der Konferenz der International Association for Feminist Economics (IAFFE) vorstellen.
SM: Sie sitzen mit Freunden am Küchentisch und das Thema Gender wird angesprochen. Wie erklären Sie Ihren Bezug zum Thema und was es mit Ihrem Beruf zu tun hat?
UK: Das Thema der Verteilung der unbezahlten Arbeit ist dann oft das einfachste und naheliegenste, denn auch heute noch wird Hausarbeit zum Großteil von Frauen organisiert und geleistet.
SM: Was lesen Sie, wenn sie keine wissenschaftlichen Texte lesen?
UK: Bücher jenseits des klassischen Bildungskanons und allgemeinverständliche fachfremde Texte.
SM: Welche Autor_innen lesen Sie gerne? Und wieso?
UK: Frauenerzählungen aus anderen Kulturen.
SM: Welche Bücher würden Sie auf jeden Fall weiterempfehlen?
UK: Alle, die sich kritisch mit den Geschlechterverhältnissen und heteronormativen Zuschreibungen auseinandersetzen.
SM: Für was hätten Sie gerne mehr Zeit?
UK: Für das Selbermachen von Dingen, angefangen vom Handwerklichen bis hin zu Lebensmitteln, und zum Musik machen mit anderen.
SM: Was würden Sie an einem Tag unternehmen, an dem die gesamte technische Infrastruktur und alle technischen Geräte nicht funktionieren würden?
UK: Eine Radtour oder eine Wanderung bei gutem Wetter und meine Bibliothek besser strukturieren bei schlechtem Wetter.
SM: Wen würden Sie gerne einmal treffen? Warum?
UK: Die Mutter von Ötzi, um mehr darüber zu erfahren, wie Frauen vor 5000 Jahren gelebt haben.
SM: Wohin würden Sie gerne verreisen? Warum dorthin?
UK: An Orte, die unsere Form des Lebens stark geprägt haben, z.B. Griechenland/Türkei und Afrika.
SM: An welchen Vorbildern - seien es Menschen oder Projekte -, orientieren Sie sich?
UK: Diejenigen, die die Bedingungen der Möglichkeit schaffen.
SM: Bitte vollenden Sie die folgenden Sätze: Ich habe Freude an meinem Beruf, weil...
UK: ...ich (junge) Menschen beim Nachdenken über wissenschaftliche Themen unterstützen kann.
SM: Die LAGEN ist wichtig, weil...
UK: ...Vernetzung in der Geschlechterforschung vieles leichter macht.
SM: Ich wünsche der LAGEN, dass...
...sie ein Forum der kritischen Auseinandersetzung bleibt.
SM: Wollen Sie noch ein Schlusswort sprechen/einen abschließenden Satz sagen?
UK: Gerade in der Geschlechterforschung sollten wir das Erreichte nie als selbstverständlich ansehen.
SM: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben!