Am 08. November 2018 fand im Zimeliensaal der Universitätsbibliothek Osnabrück der achte Interdisziplinäre Niedersächsische Doktorand_innentag Gender Studies der LAGEN statt.

In zwei Vorträgen, die jeweils durch erfahrende Wissenschaftlerinnen mit einem wissenschaftlichen Kommentar begleitet wurden, stellten Doktorand_innen die bereits im Promotionsprozess weit fortgeschritten sind, ihre Forschungsarbeiten vor. In zwei Posterpräsentationen hatten zudem Doktorand_innen die Möglichkeit, ihre 'jungen' Promotionsvorhaben vorzustellen.

Im ersten Vortrag des Tages gab Anna Ricke, die an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und der Hochschule für Musik und Tanz Köln promoviert, einen Einblick in die Ergebnisse ihres biografisch angelegten Promotionsprojektes. Ricke veranschaulichte am Beispiel der Künstlerin Smaragda Eger-Berg (1886-1954) die Geschlechterdiskurse zur Jahrhundertwende und verdeutlichte die besondere Stellung Eger-Bergs in den Wiener Künstler_innenkreisen. Sie diskutierte den Zusammenhang zwischen dem musik-kulturellen Handeln Eger-Bergs, ihrer offen gelebten Homosexualität, den damals vorherrschenden Geschlechterdiskursen und den spezifischen Familien- und Netzwerkkonstellationen.

Der Vortrag wurde von Dr. Gunilla Budde, Professorin für Deutsche und Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg mit einem wissenschaftlichen Kommentar begleitet. Sie gab der Promovendin und den Teilnehmer_innen einen spezifischen Einblick in die damaligen gesellschaftlichen Verhältnisse und diskutierte u.a. das Desinteresse Eger-Bergs an der Frauenbewegung sowie die spezifische Familienkonstellation, mit der Frage zur Beziehung zwischen Smaragda und ihrem Bruder Alban Berg.

Im ersten Präsentationsslot am Vormittag stellte Michaela Deininger von der Gottfried-Wilhelm-Leibniz Universität Hannover in einem Kurzvortrag ihre Arbeit mit dem Titel "Ich möcht es nicht bewerten" - Queerfeministische Perspektiven auf die Bewertung von 'Natur/en' in Wildnisgebieten" vor und diskutierte mögliche analytische Perspektiven auf ihr Datenmaterial.

Im zweiten Vortrag des Tages stellte Sabrina Schmitt, die an der Stiftung Universität Hildesheim promoviert, ihre Promotionsarbeit vor. Schmitt analysiert in ihrer empirischen Studie die Care-Praxen von pflegenden Angehörigen und deren Lebensbedingungen. Sie verdeutlichte im Vortrag, dass die geleistet Care-Arbeit auch als eine Ressource zur Familien(wieder)herstellung und der Bewältigung von aktuellen Lebenslagen interpretiert werden kann.

Dr. Helen Schwenken, Professorin für Migration und Gesellschaft an der Universität Osnabrück, kommentierte den Vortrag. Mit motivierenden Worten regte sie zur Diskussion über die vergeschlechtlichen Beziehungen zwischen Pflegenden und Pflegeempfangenden und die dort wirksamen geschlechtlichen Selbstkonstruktionen der Pflegenden an.

Im zweiten Präsentationsslot am Nachmittag gab Amanda Palenberg von der Universität Vechta einen Einblick in die empirischen Daten ihres Projekts zum Thema "Geflüchtete Frauen zwischen Konstruktionen und Intersektionen. Der Weg in berufliche Teilhabe".

Beide Vorträge und Kommentare riefen angeregte Wortmeldungen und Diskussionen bei den rund 25 Teilnehmenden hervor. Die wissenschaftlichen Kommentare der etablierten Wissenschaftlerinnen konnten die Doktorandinnen in einer wertschätzenden Atmosphäre für den Abschluss ihrer Arbeiten sowie die Zielgerade motivieren und die Ergebnisse um weitere Perspektiven bereichern. Auch die Posterpräsentationen wurden durch rege Diskussionen begleitet, sodass die Doktorand_innen mit neuen Ideen in ihren Promotionsalltag zurückkehren können.