Porträt Bettina Wahrig

Professorin für Geschichte der Naturwissenschaften und der Pharmazie
TU Braunschweig

Kontakt:

TU Braunschweig, Abt. f. Geschichte d. Naturwiss. mit Schwerpunkt Pharmaziegeschichte
Beethovenstr. 55, 38106 Braunschweig
Tel.: 49-(0)531-3915990, Fax: 49-(0)531-3915999
E-Mail: b.wahrig[at]tu-braunschweig.de
Website

  • 1974/75-1983: Studium der Medizin und der Philosophie in Mainz und Marburg
  • 1983-1985: Forschungsaufenthalt in Florenz; Forschung über die Wissenschaftsrezeption des späten Nietzsche
  • 1984: Promotion zum Dr. med. mit einer psychiatriehistorischen Promotion: Der junge Wilhelm Griesinger im Spannungsfeld zwischen Philosophie und Physiologie
  • 1984-1997: Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Hochschulassistentin am Institut für Medizin- und Wissenschaftsgeschichte Lübeck
  • 1997: Habilitation mit einer Arbeit über die Wissenschafts-, Organismus- und Staatsmetaphorik bei Thomas Hobbes
  • 1997: Ruf an die TU Braunschweig
  • 2003, 2008 und 2014: Gast am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin
  • April-Mai 2011: Gast an der Universität Strasbourg
  • 2008-2016: Mitglied des Fachkollegiums Geschichte/Wissenschaftsgeschichte der DFG
  • Geschichte der Vergiftungen: Geschlecht, Wissen, Macht
  • Geschlecht, Wissen, Körper: Verteilung von Wissen und Macht im Gesundheitswesen
  • Arzneimittel und Geschlecht
  • Metapher und Wissenschaftsgeschichte
  • Physiologiegeschichte und Geschichte des Experiments im 19. und frühen 20. Jahrhundert
  • Wahrig, Bettina mit Werner Sohn (Hrsg.) (2003): Zwischen Aufklärung, Policey und Verwaltung. Zur Genese des Medizinalwesens 1750-1850. Wiesbaden: Harrassowitz (Reihe Wolfenbütteler Forschungen Band 102).
  • Wahrig, Bettina mit Sabine Brombach (Hrsg.) (2006): LebensBilder. Leben und Subjektivität in neueren Ansätzen der Gender Studies. Bielefeld: transcript.
  • Wahrig, Bettina mit Sabine Höhler (2006): Geschlechterforschung ist Wissenschaftsforschung Wissenschaftsforschung ist Geschlechterforschung. Einführung in den Themenschwerpunkt "Wissenschaftsgeschichte als Geschlechtergeschichte". In: NTM Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin 14 (4), S. 201-211.
  • Wahrig, Bettina (2007): Erzählte Vergiftungen: Kriminalitätsdiskurs und Staatsarzneikunde 1750-1850. In: Johannes Süßmann, Susanne Scholz und Gisela Engel (Hrsg.): Fallstudien: Theorie Geschichte Methode. Berlin: trafo (Reihe Frankfurter Kulturwissenschaftliche Beiträge), S. 97-111.
  • Wahrig, Bettina (2009): Zweifelhafte Gaben. Die andere Pharmazie und das Weib. In: Christoph Friedrich und Joachim Telle (Hrsg.): Pharmazie in Geschichte und Gegenwart. Festgabe für Wolfgang Müller-Jahncke. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, S. 517-532.
  • Wahrig, Bettina (2009): "Fabelhafte Dinge": Arzneimittelnarrative zu Coca und Cocain im 19. Jahrhundert. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 32 (4), S. 345-364.
  • Wahrig, Bettina (2010): Eine Frage der Politik: Wissenschaft und Ideologie im 21. Jahrhundert. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 33 (2), S. 193-210.
  • Wahrig, Bettina mit Stephanie Zuber (2010): InterViduum. Perspektiven für die/den interdisziplinierte/n Wissenschaftler/in. In: Jutta Weber (Hrsg.): Interdisziplinierung? Zum Wissenstransfer zwischen den Geistes-, Sozial- und Technowissenschaften. Bielefeld: transcript, S. 215-237.
  • Wahrig, Bettina (2011): Von der "weisen Frau" zum Gesundheitsberuf: Ausschnitte aus der Geschichte der Geburtshilfe. In: Gisela Bock und Hans-Uwe Lammel (Hrsg.): Frauen in der Wissenschaft. Rostock: Universität Rostock (Rostocker Studien zur Universitätsgeschichte Band 16), S. 59-80.
  • Wahrig, Bettina (2013): Clocks with Hands: Instruments, Hands and Parturients in a Changing Horizon of Time. In: History and Philosophy of the Life Sciences 35 (1), S. 61 - 67.
  • Wahrig, Bettina mit Martina Mittag und Heike Klippel (2013): Applying the Abject: Working with Kristeva's Concept of Abject toward a Cultural History of Poisoning. In: Cincinnati Romance Review 35. Online unter: http://www.cromrev.com/volumes/vol35/vol35.html.
  • Wahrig, Bettina mit Alexander von Schwerin und Heiko Stoff (Hrsg.) (2013): Biologics, A History of Agents Made From Living Organisms in the Twentieth Century. London u.a.: Pickering & Chatto (Studies for the Society for the Social History of Medicine 16).
  • Prekäre Identitäten: Gift und Vergiftung in Wissenschaft und Film

DFG-gefördert; Antragstellerinnen: Bettina Wahrig und Heike Klippel; Projektbearbeitung durch Bettina Wahrig, Heike Klippel, Julia Saatz und Anke Zechner

Gegenstand dieses gemeinsamen Projekts der  Filmwissenschaftlerin Heike Klippel und der Wissenschaftshistorikerin Bettina Wahrig ist je nach Perspektive ein Stoff oder ein Vorgang: Gift bzw. Vergiftung. Jedes Teilprojekt für sich und beide gemeinsam untersuchen bestimmte Konzepte, die mit dem durch Gifte und Vergiftungen umrissenen semantischen Feld in Zusammenhang stehen, die Art und Weise, wie sie in unserem jeweiligen Gegenstandsbereich repräsentiert sind, sowie die Interdiskurse.

Der zeitliche Fokus beider Projekte ist nicht identisch und kann es auch nicht sein, da der Film als Medium das Motivrepertoire von Wissenschaft und Literatur zumindest seit der Frühen Neuzeit ausschöpft. Das gemeinsame Dritte (Literatur und "causes célèbres") wird durch eine bereits länger bestehende Kooperation mit LiteraturwissenschaftlerInnen sowie durch die Präsenz forensisch-medizinischer Literatur im Quellenkorpus des wissenschaftshistorischen Teilprojekts mit einbezogen.

Für die Filmwissenschaft ist ein zentrales Konzept, von dem ausgegangen wird und dessen Funktionalität gleichzeitig untersucht werden soll, das Abjekt, für die Wissenschaftsgeschichte steht im Zentrum einer erprobenden Analyse das Konzept der prekären Stoffe. Beide Konzepte werden mit den Mitteln der jeweiligen Teildisziplin untersucht, für die Filmwissenschaft durch historisch und theoretisch perspektivierte Motivforschung, in der Wissenschaftsgeschichte durch eine Analyse von Stoffnarrativen, wobei als Methode eine Kombination von Begriffs-, Metaphern- und Experimentalgeschichte angewandt wird. Beide Projekte fragen nach expliziten und impliziten Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit im Zusammenhang mit Giften, Vergiftungen, VergifterInnen und WissenschaftlerInnen. Zentrale Forschungsfrage für das wissenschaftshistorische Projekt ist die Interaktion zwischen wissenschaftlichen Praktiken und Konzeptualisierungen von "Gift" und "Vergiftung" in einer longuedurée- Perspektive mit einem Untersuchungsschwerpunkt auf der Zeit zwischen dem späten 18. Jahrhundert und der Wende zum 20. Jahrhundert. Im Zuge der Vorarbeiten fiel auf, dass Elemente aus dem Motivkomplex des Abjekts (z.B. die Mischung und das Reine/Unreine, Weiblichkeit als prädisponierend für Vergiftung) wiederzufinden sind, ebenso wie das Narrativ der prekären Stoffe (z.B. kleine Menge, große Wirkung, Nähe von Heilung und tödlicher Gefahr) in den wissenschaftlichen Texten wie auch in den filmischen Erzählungen auffindbar ist.

Gefragt wird auf dieser Ebene konkret nach:

  • Mythen, Strukturen und rhetorischen Figuren in wissenschaftlichen Giftnarrativen und ihren Transformationen in das Medium Film
  • literarischen Giftnarrativen in der Wissenschaft und im Film der konkreten Funktion von Causes célébres im wissenschaftlichen Diskurs und damit vergleichend im Film


  • Sexismus und sexualisierte Gewalt: Ausmaß, Auswirkungen und Handlungsstrategien mit besonderer Berücksichtigung technischer Hochschulen

Das Projekt wird durch das Präsidium der TU Braunschweig gefördert.

Bearbeiterinnen: Eileen Kwiecinski, M.A., Laura Beckmann, B.Sc.

Projektlaufzeit: 16.05.2012-15.05.2014, Publikation in Vorbereitung

Um die Zusammenhänge zwischen Sexismus und sexualisierter Gewalt auf der einen Seite und einem fortdauernden Geschlechterbias in den bislang männlich dominierten Fächern auf der anderen Seite genauer aufzuzeigen und erfolgreiche Strategien gegen Sexismus und sexuelle Übergriffe zu entwickeln, braucht es ein vertieftes Wissen. Die beiden an der TU Braunschweig durchgeführten Fragebogenaktionen geben zwar Hinweise auf besonders gefährdete Gebäude und Wegstrecken auf dem Campus, wie aber präventativ vorgegangen und die Sicherheitskultur geschlechtersensibel gestaltet werden kann, muss erst noch erforscht werden.

Dieses Wissen soll das Forschungsprojekt bereitstellen, indem es die bisherigen empirischen Untersuchungen zu diesem Thema genauer auswertet und in einem breiteren Forschungskontext darstellt. Unternommen werden sollen eine vertiefte methodische Ausweitung, weitere Befragungen, die Durchführung eines Workshops i.S. eines Expert/innengesprächs und die Darstellung des Forschungsstands mit Best-Practice-Beispielen. Ziel ist es, wissenschaftlich gesichertes Wissen für eine verbesserte Organisationskultur, für Studium, Lehre und Forschung in dieser Hinsicht bereitzustellen.

  • Laufende Promotionsprojekte mit Gender-Bezug (gegeben durch Thema oder Methodik)
  • Saatz, Julia: Vergiftungsfälle in Wissenschaft, Justiz und Öffentlichkeit (1750-1850)
  • Mönckedieck, Daniel: Vergessene Kommilitonen. Promovendinnen und Promovenden bei Prof. Carl Neuberg
  • Prepens, Bettina: Das Leben der Frauen am Beispiel der Schwestern auf den Missionsstationen der Bethel-Mission in Deutsch-Ostafrika von 1884-1918
  • Jaschok-Kellermeier, Gudrun: Berufsverläufe und Geschlechterverhältnisse in der Pharmazie: Die Nachkriegszeit im Raum Braunschweig
  • Merdes, Dominik: Die Produktion eines Pharmakons Eine Kartographie der Kala-Azar und der Antimonalien

Bettina Wahrig ist Mitglied der Kommission für Gleichstellung der TU Braunschweig.

Sie war Präsidentin und Vizepräsidentin der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte und Vorsitzende des Nationalkomitees der IUHPS-DHST (International Union for History and Philosophy of Science Division "History of Science and Technology").