Stina Mentzing im Gespräch mit Prof. Dr. Andrea D. Bührmann, Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung und Professorin für die Soziologie der Diversität am Institut für Diversitätsforschung, Universität Göttingen, sowie erste Sprecherin der LAGEN

SM: Können Sie Ihre aktuelle wissenschaftliche Tätigkeit in zwei bis drei Sätzen skizzieren?

ADB: Ich bin zur Zeit die geschäftsführende Direktorin des Instituts für Diversitätsforschung und Professorin für die Soziologie der Diversität an der Georg-August Universität Göttingen.

SM: Welche Relevanz hat Gender in Ihrem Fachbereich?

ADB: Die Dimension 'Gender', wie auch die Dimensionen 'Race' und 'Class', spielen eine herausragende Rolle bei der Analyse gesellschaftlicher Ungleichheitslagen. Die Forschung in den inter- und transdisziplinären Gender Studies halte ich indes für besonders relevant, weil hier immer wieder innovative und vor allem für die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften Perspektiven auf die Erforschung von Differenzierungspraktiken und ihre diskursive Problematisierung angestoßen worden sind.

SM: Was sind Ihre Aktivitäten innerhalb der LAGEN? 

ADB: Ich bin seit 2014 aktiv im Göttinger Centrum für Geschlechterforschung und war dort von 2014 - 2015 im Vorstand.

SM: Welche Tätigkeiten beinhaltet Ihre Mitarbeit an der LAGEN?

ADB: Zur Zeit arbeite ich mich in meinen Aufgaben als neue Sprecherin der Lagen ein. Das ist eine hoch komplexe und sehr interessant Tätigkeit. Mich unterstützen aber meine Vorgängerin, Corinna Onnen, und unsere neue Koordinatorin, Konstanze Hanitzsch, sehr dabei.

SM: Ihre letzte Publikation in einem Satz?

ADB: In meiner letzten größeren Publikation habe ich das Forschungsprogramm der reflexiven Diversitätsforschung theoretisch entfaltet und empirisch-praktisch am Beispiel der Diversitätsstrategie der University of California / Berkeley konkretisiert.

SM: Welchen Bezug hat diese Publikation zur aktuellen Geschlechterforschung/Gender Studies?

ADB: In dieser Einführung beschäftige ich mich auch eingehend mit dem Verhältnis zwischen Intersektionalitäts- und Diversitätsforschung. Für mich ist nämlich eine intersektionale Perspektive eine grundlegende Voraussetzung für eine Diversitätsforschung, die auch ihre eigene Forschungspraxis reflektiert.

SM: Wem würden Sie Ihr Publikation empfehlen? 

ADB: Ich würde die Einführung allen empfehlen, die sich für Diversitätsforschung interessieren und sich entweder theoretisch oder aber auch praktisch damit auseinandersetzen.

SM: Ihr Projekt in einem Satz?

ADB: In meinem letzten Projekt, das ich zusammen mit einem interdisziplinären Team durchführe, geht es um den Einfluss der Corona-Pandemie auf die Arbeitsbedingungen und Zukunftschancen von Nach-wuchswissenschaftler*innen insbesondere mit Care-Verantwortung an der Georg-August-Universität Göttingen". Es wird vom Gleichstellungs-Innovations-Fonds gefördert.

SM: Welchen Bezug hat Ihr Forschungsprojekt zur aktuellen Geschlechterforschung/Gender Studies?

ADB: Es geht insbesondere um den Zusammenhang zwischen geschlechtstypisierender Zuschreibung und Care-Verantwortung.

SM: Was macht Ihr Forschungsprojekt besonders?

ADB: Es ist sehr aktuell und wir unterstützen im Sinne eines transdisziplinären Ansatzes die Entwicklung praktischer Lösungsansätze.

SM: Mit wem würden Sie gern Ihr aktuelles Forschungsprojekt diskutieren? Und warum?

ADB: Ich würde die Ergebnisse gerne mit anderen Forschenden, mit den von uns Befragten, aber natürlich aber auch mit Vertreter*innen der Hochschulleitungen und der Bildungspolitik diskutieren.

SM: Sie sitzen mit Freund*innen am Küchentisch und das Thema Gender wird angesprochen. Wie erklären Sie Ihren Bezug zum Thema und was es mit Ihrem Beruf zu tun hat?

ADB: Das Thema Gender ist Teil meiner Forschungen als Professorin.

SM: Was lesen Sie, wenn sie keine wissenschaftlichen Texte lesen?

ADB: Krimis, ein wenig 'ernste' Literatur, aber auch philosophische Texte

SM: Welche Autor_innen lesen Sie gerne? Und wieso?

ADB: Im Grund lese ich am liebsten skandinavische Autor*innen, denn sie schreiben meiner Meinung nach die besten Krimis, ich lese Lily Brett, da sie so selbstironisch ist. Und ich lesen gerade (wieder) Foucault, Heidegger und z.B. Taylor, da ich mich aktuell mit Subjektivationen auseinandersetze.

SM: Welche Bücher würden Sie auf jeden Fall weiterempfehlen?

ADB: Auf jeden Fall alle Bücher von Lilly Brett

SM: Für was hätten Sie gerne mehr Zeit?

ADB: Fürs lesen.

SM: Was würden Sie an einem Tag unternehmen, an dem die gesamte technische Infrastruktur und alle technischen Geräte nicht funktionieren würden?

ADB: Ich würde wohl Sport machen, d.h. Joggen und Yoga, selbstverständlich lesen und darauf hoffen, dass der Herd noch funktionierte, damit ich mit Freund*innen zusammen kochen und essen könnte....

SM: Wen würden Sie gerne einmal treffen? Warum?

ADB: Ich glaube Marianne Weber, da sie eine der ersten kulturwissenschaftlichen Frauenforscherinnen gewesen ist und mir ihre Kreativität sehr beeindruckt hat.

SM: Wohin würden Sie gerne verreisen? Warum dorthin?

ADB: Nach Neuseeland, denn ich habe immer wieder gehört, wie abwechslungsreich das Land ist.

SM: An welchen Vorbildern - seien es Menschen oder Projekte -, orientieren Sie sich?

ADB: Ich versuche mich an vielen unterschiedlichen Menschen zu orientieren, wichtig ist mir dabei, dass sie klug, mutig und kreativ sind.

SM: Ich habe Freude an meinem Beruf, weil ...

ADB: ... ich mit vielen klugen, mutigen und kreativen Menschen zusammen forschen und lehren darf....

SM: Die LAGEN ist wichtig, weil ...

ADB: ... sie ein tolles Projekt ist und die diversen Interessen der Forschenden und der Einrichtungen zum Thema Geschlechterforschung in Niedersachen voran bringt.

SM: Ich wünsche der LAGEN, dass ...

ADB: ... wir gemeinsam weiterhin so viel Erfolg haben, wie bisher ...

SM: Wollen Sie noch ein Schlusswort sprechen?

ADB: Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit allen Akteur*innen in der LAGEN.

SM: Wir freuen uns ebenso auf die Zusammenarbeit, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben!