"Die Kraft und die Herrlichkeit der Gnade female and male mercy in Graham Greenes Brighton Rock

Alexandra Mieth (Stiftung Universität Hildesheim)


Abstract 

Der britische Autor Graham Greene, obgleich ein Mann vieler Talente, der vom Filmkritiker bis hin zum MI6 Agenten diversen Berufen nachging, wurde nach der Veröffentlichung seines Romans Brighton Rock im Jahr 1938 fortan von Journalisten, Kritikern und Lesern als "katholischer Autor" betitelt. Ein Titel, der wohl seiner Konvertierung zur katholischen Kirche gerecht wird, der Tiefgründigkeit seiner Werke hingegen nicht, die mehr als nur den Katholizismus in den Mittelpunkt zu stellen vermögen.

Das Motiv der Gnade (mercy) ist ebenso omnipräsent, wie auch der Glaube, verbunden mit der Problematik ein guter Katholik bzw. Mensch zu sein, und handlungsbestimmende Moralvorstellungen, die von Greenes Protagonisten mitunter gebrochen werden. Im Katholizismus, aber auch in den teilweise entchristianisierten Moralvorstellungen einer Gesellschaft, ergeben sich Konfliktpotentiale für die Geschlechtsidentität eines Individuums, unter der auch Greenes Protagonisten leiden. Die Frage nach den Geschlechtsidentitäten in Brighton Rock und die Auswirkungen selbiger auf die gebotene oder erlebte Gnade stellen eine enge Verknüpfung von Katholizismus/Humanismus und Gender Studies dar. Wie sehr die im Roman vorherrschenden humanistischen oder religiösen Gesellschaftsnormen den Selbstfindungsprozess von Protagonisten tatsächlich einschränken, indem sie z.B. in stereotypische Rollenbilder der soziokulturellen Gegebenheiten gezwungen werden, wird in diesem Vortrag analysiert.

Die Konstruktion von Geschlecht beeinflusst jedoch nicht nur Greenes Protagonisten selbst, sondern ist gleichermaßen auch stark mit dem Akt der Gnade verknüpft, indem sie der Frage nach "Kraft und Herrlichkeit" von Gnade einen ganz eigenen Sinn angedeihen lässt: Gibt es in Greenes Werken eine männliche oder weibliche Gnade? Ist die male mercy am Ende eine von Kraft beseelte Gnade und die female mercy viel mehr von Weiblichkeit als Herrlichkeit gezeichnet?