"Gender- und Diversityforschung im kreativen Kontext: Verankerung von Gender und Diversity in der Designausbildung"

Katharina Krämer (Hochschule Hannover / Leibniz Universität Hannover)


Abstract 

In den letzten Jahren ist ein Anstieg von geschlechtsdiversifizierten Produkten zu beobachten, die den Markt und die KonsumentInnen überschwemmen, ohne die wirkliche Notwendigkeit einer Produktdifferenzierung nach vermeintlich 'geschlechtlichen' Merkmalen oder Bedürfnissen zu überprüfen. Es finden sich unzählige Produkte, die zwar unterschiedlich gestaltet sind, jedoch in Handhabung und Nutzen nur unzureichend auf die Bedürfnisse (diverser) NutzerInnen eingehen. Die Tendenz stereotyper und dichotomer Unterscheidungen der Geschlechter bezieht neben dem Produkt ebenso Prozesse (Dienstleistungen, Arbeitsprozesse etc.) und die Bildung von (Marken)Identitäten (z.B. durch Marketing) ein. Ausgehend vom 'Doing Gender'-Begriff der Geschlechterforschung, also der Herstellung von Geschlecht in täglichen Interaktionen und das Einhalten der zur jeweiligen Geschlechterkategorie 'passenden' Konzeptionen und Verhaltensweisen kann hier von einem 'Doing Gender' in der Gestaltung gesprochen werden.

Das Promotionsvorhaben geht der Frage nach, welche Rolle die Gestaltung und damit die GestalterInnen in dieser Entwicklung spielen und wie sich eine kritische Haltung zu den bestehenden Genderzugängen im Gestaltungsbereich bereits in der Gestaltungsausbildung thematisieren lässt. Kann durch eine Verknüpfung von Designwissen und Genderwissen eine Designkompetenz erworben werden, die Aspekte von Gender und Diversity selbstverständlich einbezieht und so ein 'Undoing Gender' in der Gestaltung mittels einer geschlechtergerechten, menschbezogenen Gestaltung ermöglicht? Welche dem kreativen Denken und Handeln angepassten Möglichkeiten, Instrumente und Methoden gibt es, um die Kategorien Gender und Diversity nachhaltig in den kreativen Ausbildungskontext zu integrieren? Welche Ansätze zur erfolgreichen Einbindung in die Gestaltungsausbildung gibt es bereits und was sind die Kriterien? Wie kann dabei das Potenzial von Gender- und Diversitytheorien für die praktische Ebene der Gestaltung genutzt werden – was ist Genderwissen bzw. Diversitywissen und was ist Genderkompetenz und Diversitykompetenz im Gestaltungskontext? Welche Design(forschungs)methoden existieren bereits und (wie) müssen sie in Bezug auf Gender und Diversity angepasst werden? Was sind die Mittel und Instrumente für eine erfolgreiche und nachhaltige Einbindung in die Gestaltungsausbildung?

Der Vortrag gibt einen Überblick über den derzeitigen Stand des Forschungsvorhabens und bringt die Felder von Genderforschung, Designforschung und Hochschuldidaktik miteinander in Beziehung.