Telefonzelle in Edinburgh © richie0703 - Fotolia.com

Tanja Kubes, Bericht vom 25. Juni 2014

Was bedeutet es Mensch zu sein? Von der schottischen Aufklärung inspiriert, widmete sich die 14. Jahrestagung der Association of Social Anthropologists (ASA) vom 19.-22. Juni in Edinburgh dieser essentiellen Frage. Unter dem Titel "Anthropology and Enlightenment" wurde das Tagungsthema in sechs Teilgebiete gegliedert (1. Time, Earth and Cosmos;
 2. Health and Wealth;
 3. Natural Religion;
 4. Human / Nature; 
5. Beauty, Order, Harmony and Design;
 6. Moral Sentiments). Den Auftakt der Veranstaltung bildete die Firth Lecture "Becoming enlightened about relations" von Marilyn Strathern (University of Cambridge, UK). Vielfältige, auch interdisziplinär angebundene Antworten auf die zentrale Fragestellung so­wie Anregungen zur Diskussion lieferten die Vorträge der 79 angebotenen Panels und sechs Plenarveranstaltungen.

Die zu Beginn aufgeworfene Frage wurde auch in Bezug auf Gender diskutiert. Das von Cathrine Degnen (Newcastle University, UK) und Monica Moreno Figueroa (Newcastle University, UK) veranstaltete Panel  (P13) "Beauty Traps" zeigte mit drei Vorträgen, wie Schön­heit als soziokulturelle Praxis sowohl als Ressource als auch als mögliche Handlungsmacht im Genderkontext eingesetzt werden kann. Tanja Kubes (Universität Vechta, D) zeigte in ihrem Beitrag "The beauty and the car: tradeshow hostesses and sociocultural constructions of ideals of beauty", wie Hostessen auf Automobilmessen durch das performative Konzept des "doing beauty", durch aktives Schönheitshandeln am Körper und Leib, zum Idealbild der 'schönen Frau' werden. Die Veranstalterinnen des Panels schilderten in ihrem Beitrag "Affecting beauty: older Mexican and British women reflect on 'looking their best'", wie sich das Selbstwertgefühl und angewandte Schönheitspraktiken älterer Frauen in Mexiko und Großbritannien gegenseitig beeinflussen. Im letzten Vortrag des Panels befasste sich Julieta Vartabedian (Newcastle University, UK) mit dem Verschönerungsprozess brasilianischer Travestis und zeigte, wie dieser Ermächtigungsprozess sowohl Zeit als auch Mühe und Hin­gabe erfordert.

Auf der ASA Tagung 2014 wurde die zentrale Fragestellung ethnologisch, multiperspekti­visch, interdisziplinär und genderspezifisch beleuchtet. Viele Fragen wurden beantwortet, viele neue Fragen und Denkanstöße generiert. Die nächste ASA Tagung 2015 wird unter dem Motto "Symbiotic Anthropologies" an der Uni­versität Exeter stattfinden und aufgegriffene elementare Fragen weiterdiskutieren.


Kontakt für Rückfragen und weitere Informationen:

Tanja Kubes, Universität Vechta/LMU München, E-Mail: tanja.kubes[at]uni-vechta.de

Der Bericht erschien ursprünglich im LAGEN-Rundbrief 21/2014 vom 25. Juni 2014, S. 3-4.