Wiss. Mitarbeiterin, Universität Leipzig
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An der Schnittstelle von performative und emotional turn operierend, erforscht das Habilitationsprojekt Umcodierungen von Pathos und Passion unter den Vorzeichen der Moderne. Das Untersuchungskorpus bilden Romanklassiker des französischen und spanischen 19. Jahrhunderts, die sich durch eine dezidiert metafiktionale Qualität auszeichnen. Dabei interessiert zum einen, welche Erzählverfahren und -strategien die Texte aufbieten, um jene Herausforderung zu parieren, die sich aus der Konfrontation starker Affekte wie Leid und Schmerz mit der (Un‑)Möglichkeit ihrer diskursiven Modellierung ergeben, d.h. ob und inwieweit sich das überschießend Ephemere der Emotion narrativ einholen lässt oder welche Ersatzformationen andernfalls dafür einstehen können. Im aneignenden Zugriff auf die Kontrast- und Konkurrenzmedien Theater und (italienische) Oper, denen es als dramatischen Genres zumal in affektgeladenen Pathosszenen gelingt, Momente tragischer Epiphanie nonverbal mittels Gestik und Mimik zur Anschauung zu bringen, schaffen sich die Romane Resonanzräume, die den stets momentanen Affekt über den langen epischen Atem nachhallen lassen. Neben dem Pathos als Kategorie antiker Rhetorik, Poetik und Ästhetik stellt die christliche Passionsgeschichte ein weiteres Faszinationspotenzial für den modernen Roman dar. Hier wie dort lässt sich eine paradoxe Gleichzeitigkeit von ironisierender Verwerfung bei breiter Ausgestaltung registrieren: Wenngleich historisch überlebte Forme(l)n, werden Pathos und Passion ästhetisch zelebriert und bleiben so, zwar entstellt, doch bewahrt.