Titel/Projektbezeichnung: Prekäre Identitäten: Gift und Vergiftung in Wissenschaft und Film

Institutionelle Anbindung: TU Braunschweig

Projektleitung: Prof. Dr. Bettina Wahrig (TU Braunschweig) und Prof. Dr. Heike Klippel (Hochschule für Bildende Künste Braunschweig)

Projektmitarbeit: Julia Saatz (TU Braunschweig) und Dr. Anke Zechner (Hochschule für Bildende Künste Braunschweig)

Laufzeit: wird ergänzt

Förderinstitution: DFG

Kontakt: b.wahrig[at]tu-braunschweig.de

Kurzbeschreibung: Gegenstand dieses gemeinsamen Projekts der Filmwissenschaftlerin Heike Klippel und der Wissenschaftshistorikerin Bettina Wahrig ist je nach Perspektive ein Stoff oder ein Vorgang: Gift bzw. Vergiftung. Jedes Teilprojekt für sich und beide gemeinsam untersuchen bestimmte Konzepte, die mit dem durch Gifte und Vergiftungen umrissenen semantischen Feld in Zusammenhang stehen, die Art und Weise, wie sie in unserem jeweiligen Gegenstandsbereich repräsentiert sind, sowie die Interdiskurse. 

Der zeitliche Fokus beider Projekte ist nicht identisch und kann es auch nicht sein, da der Film als Medium das Motivrepertoire von Wissenschaft und Literatur zumindest seit der Frühen Neuzeit ausschöpft. Das gemeinsame Dritte (Literatur und "causes célèbres") wird durch eine bereits länger bestehende Kooperation mit LiteraturwissenschaftlerInnen sowie durch die Präsenz forensisch-medizinischer Literatur im Quellenkorpus des wissenschaftshistorischen Teilprojekts mit einbezogen.

Für die Filmwissenschaft ist ein zentrales Konzept, von dem ausgegangen wird und dessen Funktionalität gleichzeitig untersucht werden soll, das Abjekt, für die Wissenschaftsgeschichte steht im Zentrum einer erprobenden Analyse das Konzept der prekären Stoffe. Beide Konzepte werden mit den Mitteln der jeweiligen Teildisziplin untersucht, für die Filmwissenschaft durch historisch und theoretisch perspektivierte Motivforschung, in der Wissenschaftsgeschichte durch eine Analyse von Stoffnarrativen, wobei als Methode eine Kombination von Begriffs-, Metaphern- und Experimentalgeschichte angewandt wird. Beide Projekte fragen nach expliziten und impliziten Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit im Zusammenhang mit Giften, Vergiftungen, VergifterInnen und WissenschaftlerInnen. Zentrale Forschungsfrage für das wissenschaftshistorische Projekt ist die Interaktion zwischen wissenschaftlichen Praktiken und Konzeptualisierungen von "Gift" und "Vergiftung" in einer longuedurée- Perspektive mit einem Untersuchungsschwerpunkt auf der Zeit zwischen dem späten 18. Jahrhundert und der Wende zum 20. Jahrhundert. Im Zuge der Vorarbeiten fiel auf, dass Elemente aus dem Motivkomplex des Abjekts (z.B. die Mischung und das Reine/Unreine, Weiblichkeit als prädisponierend für Vergiftung) wiederzufinden sind, ebenso wie das Narrativ der prekären Stoffe (z.B. kleine Menge, große Wirkung, Nähe von Heilung und tödlicher Gefahr) in den wissenschaftlichen Texten wie auch in den filmischen Erzählungen auffindbar ist.

Gefragt wird auf dieser Ebene konkret nach:

  • Mythen, Strukturen und rhetorischen Figuren in wissenschaftlichen Giftnarrativen und ihren Transformationen in das Medium Film
  • literarischen Giftnarrativen in der Wissenschaft und im Film der konkreten Funktion von Causes célébres im wissenschaftlichen Diskurs und damit vergleichend im Film